Junge Naturforschende ausgezeichnet

Stuttgart. Vieles musste im letzten Jahr Corona-bedingt ausfallen – der Naturtagebuch-Landeswettbewerb der BUNDjugend Baden-Württemberg gehörte nicht dazu. Schon zum 28. Mal waren Kinder zwischen acht und zwölf Jahren dazu aufgerufen, die Natur in ihrer Umgebung ganz genau unter die Lupe zu nehmen und so zu jungen Naturforscher*innen zu werden. Die Ergebnisse ihrer Forschung halten die Kinder in einem Naturtagebuch fest, mit dem sie dann am Wettbewerb teilnehmen.

Über 700 Kinder haben bei der 28. Ausgabe des Naturtagebuch-Landeswettbewerb der BUNDjugend Baden-Württemberg aktiv mitgemacht. Für viele Kinder ist das intensive Beobachten, Erforschen und Dokumentieren von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen etwas besonders Faszinierendes. In Zeiten von Homeschooling und Kontaktbeschränkungen ist es zudem ein wichtiger Gegenpol zu den vielen digitalen Angeboten. Beim Lesen der eingesandten Tagebücher wird schnell klar, dass gerade im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 die Naturbeobachtung eine elementare Rolle für Kinder spielte, die sich auf einmal in einer völlig neuen Situation wiederfanden.

Naturführer mit über sechzig Pflanzen zusammengestellt

Die 7jährige Lilith Wemßen aus Maulbronn reichte ein unglaublich umfassendes Naturtagebuch ein, das den Titel „Naturführer“ völlig zu Recht trägt. Lilith hat über 60 Wildblumen gesammelt, gepresst, mithilfe eines Pflanzenführers bestimmt und sorgsam eingeklebt. Neben den Blumen hat sie außerdem verschiedene Tiere, wie Schmetterlinge, Schnecken oder eine Blindschleiche, fotografiert und ebenfalls mithilfe von Büchern bestimmt. Zu ihrem Naturtagebuch gehört außerdem eine selbst gestaltete Sammeldose für die nächste Expedition. Mit ihrem umfangreichen Werk hat sich Lilith als jüngste Gewinnerin des diesjährigen Wettbewerbs ihren ersten Platz redlich verdient.

Raupen als Forschungsobjekt: Der Mensch zerstört viel zu oft Lebensgrundlagen der Tiere

Die ebenfalls erstplatzierten Geschwister Jann und Lea Eifried (12 und 10) widmeten sich in ihrem gemeinsamen Naturtagebuch dem Lebenszyklus des Tagpfauenauges. Sie beobachteten, wie die Weibchen ihre Eier an der Unterseite von Brennnesseln ablegen und aus diesen erst Raupen, dann Kokons, später Puppen und schließlich wunderschöne Schmetterlinge werden. In detaillierten und aufschlussreichen Zeichnungen haben sie diesen Vorgang verständlich und schön festgehalten. In der freien Wildbahn haben es manche der Artgenossen aber nicht so leicht wie die in Janns und Leas Terrarium (die sie natürlich auch wieder freigelassen haben): Die lebenswichtigen Brennnesseln werden nur allzuoft als Unkraut abgetan und einfach abgemäht. Darüber haben die Geschwister sich viele Gedanken gemacht und schließlich ein Schild entworfen, das sie zukünftig in der Nähe von Brennnesseln aufstellen wollen, an denen die Tagpfauenaugen ihren Nachwuchs heranziehen.

Naturtagebuch-Projekt macht Kinder zu verantwortungsvollen Naturschützer*innen

Die promovierte Biologin und Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg, Brigitte Dahlbender, ist begeistert über die Ergebnisse der Kinder: „Tausende Naturtagebücher sind seit dem Start 1993 entstanden. Die Kinder kommen früh und intensiv mit der Natur in Berührung. Das macht sie später als Erwachsene zu verantwortungsvollen Naturschützer*innen. Die BUNDjugend Baden-Württemberg leistet somit einen immens wichtigen Beitrag für die Umweltbildung und den Naturschutz in unserem Land.“

 Kinder raus in die Natur – nicht trotz, sondern gerade wegen Corona

Die langjährige Leiterin des Naturtagebuchs, Ladi Oblak ist sich sicher: „2020 war für alle, aber ganz besonders für Kinder ein hartes Jahr. Ich bin der festen Überzeugung, dass gerade jetzt, wo Kinder schlagartig noch mehr Zeit mit digitalen Geräten verbringen, das unmittelbare Naturerleben wichtiger ist denn je. Das bestätigen uns auch Zuschriften von Eltern und Lehrer*innen. Und wahrscheinlich ist das auch der Grund, dass uns dieses Jahr noch mehr tolle Tagebücher erreicht haben als zuvor.“

So weit der Pressetext der BUNDjugend Baden-Württemberg.

Wir haben uns letztes Jahr schon sehr gefreut, dass wir einige Kinder motivieren konnten, ein eigenes Tagebuch zu erstellen, nachdem die Gruppentreffen nicht so durchgeführt werden konnten, wie wir uns das vorgestellt hatten.Unser Gruppentagebuch und das Tagebuch von Jan und Anna Claußen haben immerhin jeweils einen zweiten Platz belegt. Wir sind mächtig stolz darauf, dass Maulbronn so gut bei Wettbewerb vertreten war. Vielen Dank für euer Engagement!

Dieses Jahr wird es kein Gruppentagebuch geben, aber vielleicht hat ja der eine oder die andere Lust, (wieder) ein eigenes Tagebuch zu erstellen? Ihr dürft euch gern bei uns melden. Wir unterstützen euch, wo immer wir können.