1985 – 1998

Der große Saal im Hotel Klosterpost war 1985 bis auf den letzten Platz gefüllt, nachdem zur Gründung einer BUND-Ortsgruppe eingeladen worden war. Unter Zuspruch und Anregungen verging der Abend rasch und am Ende stand ein tatkräftiges Team für Natur- und Umweltschutz in Maulbronn bereit.  

Vorausgegangen war das Bemühen junger Leute, in einem unkonventionellen Arbeitskreis  Fragen aufzugreifen, die im Blick auf die Schattenseite der Wohlstandsgesellschaft immer lauter wurden: Die innerorts gelegene Gießerei war zur Belastung geworden und Beschlüsse des Gemeinderats zur Umwandlung der Gartenlandschaft Talaue in Parkplätze oder zur Waldrodung auf dem Schefenacker für Wohnbebauung und im Sulzwald zu Gunsten eines  Industriestandorts bewegten die Einwohner von Maulbronn; Anfragen zur offenkundig schlechten Wasserqualität in Salzach und Aalkistensee oder zum Gestank von der Mülldeponie Hamberg liefen ins Leere. So erhofften sich die Letzten dieser Gruppe, unter dem Dach einer anerkannten Organisation ernst genommen zu werden und hier bot sich der BUND an.

Die neu gegründete Orts-Gruppe bekam rasch Zulauf und für ihre Arbeit ergaben sich drei Schwerpunkte, bei denen jeder nach eigenen Interessen und Fähigkeiten mitmachen konnte: Das Bedürfnis nach Information zu Umwelt und Natur war groß. Mit regelmäßigen Hinweisen im Mitteilungsblatt, einem Schaukasten und zahlreichen Vorträgen trug die  Ortsgruppe dem Rechnung; bald sah man regelmäßig die Original-BUND-Plakate in den  Schaufenstern der Stadt hängen. Und während noch die zuständigen Behörden dem Anwachsen der Müllberge tatenlos zusahen, haben BUND-Mitglieder in Maulbronn einen Wegweiser erarbeitet, der spätere Recycelwege vorwegnahm.

Wer gern im Naturschutz Hand anlegen wollte, fand ein reiches Arbeitsfeld. Eine kleine Helferschar des früheren Vogelschutzbunds hatte schon früh mit Rettungsaktionen bei der Amphibienwanderung zum Rossweiher begonnen. Nun übernahm der BUND das  Transportieren, Aufstellen oder Reparieren der Krötenzäune und organisierte das nächtliche Einsammeln der Tiere. Auch für den Stand auf dem Krämermarkt rührten sich fleißige Hände mit Suppenkochen, Kuchenbacken und dem Verkauf selbst gebauter Vogelkästen. Und alljährlich im Herbst musste das verfilzte Gras auf dem „Seggenwiesle“ gemäht werden, um einen Orchideenstandort zu erhalten.

Besonderes Augenmerk galt der Kommunalpolitik. Das Land hatte schon damals eine weit reichende Naturschutzgesetzgebung auf den Weg gebracht, die aber in den Gemeinden kaum beachtet wurde. Aus diesem Umstand erwuchs eine gute Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbeauftragten, etwa bei der Erstellung des  Flächennutzungsplans. Vom Landratsamt gab es direkte Unterstützung bei der Krötenaktion oder Pflege der Orchideenwiese und selbst auf Ebene des Regierungspräsidiums schätzte man die Ortskenntnisse der Maulbronner Gruppe, so beim Denkmalamt durch die  Wiederentdeckung der klösterlichen Wasserbautätigkeit oder bei der Bezirksstelle für Naturschutz, die sich unter anderem örtliche Kartierungen zum Füllmenbacher Hof- und Scheuelberg sowie viele Hinweise zu eigen machte.

Das Anhörungsrecht der Naturschutzverbände bei bestimmten Planungen hat der BUND-Vorstand eifrig genutzt. Auf diesem Weg konnte bei der Sanierung des Aalkistenseedamms der historische Mühlenbereich erhalten bleiben und eine Sohlbefestigung der Salzach verhindert werden. Anregungen führten unter anderem zur Salzachrenaturierung durch das Land und zum Bau der notwendigen Krötendurchlässe durch den Enzkreis. Ideengeber und Betreiber bei allen Tätigkeiten war der jeden Monat regelmäßig  tagende Arbeitskreis.    

Nach großem Engagement zeigte sich nach zehn Jahren eine gewisse Erschöpfung in der BUND-Gruppe. Die Zeiten hatten sich auch geändert: Andere Gremien und die Behörden sahen sich für die Umwelt verantwortlich und der Naturschutz war zur allgemein anerkannten Aufgabe  geworden. Nachdem auch 1989 fünf BUND-Mitglieder neu in den Gemeinderat gewählt worden waren, konnten diese nun unmittelbar in der Kommunalpolitik mitwirken. Nach einer Schnaufpause hat sich dann die BUND-Gruppe ab 1999  unter neuer Leitung vorbildlich der Naturschutz- und Kinderarbeit zugewandt.

Der verstorbene Besitzer der Klosterpost, der entgegen mancher Skepsis den alternativen Jugendlichen und der BUND-Gruppe immer Gastrecht gewährt hatte, sagte später einmal: „Durch diese Gruppen habe ich gelernt, Maulbronn mit anderen Augen zu sehen…..“. Solche Sichtweise zu fördern, bleibt eine lohnende Aufgabe für die Ortsgruppe – gute Wünsche und  große Anerkennung begleiten sie dabei!