Sauberes Wasser ist das wichtigste Lebensmittel des Menschen. Jeder  Bundesbürger nutzt täglich 128 l sauberes Trinkwasser. Wir machen uns oft nicht bewusst, wie empfindlich der Grundwasserkörper und die Oberflächengewässer gegenüber Verunreinigungen sind und

wie schwierig es ist, täglich und überall sauberes Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Die Stadt Pforzheim hat direkt an der Enz in der Nähe des Enzauenparkes in den letzten Jahren sehr moderne Anlagen zur Aufbereitung von Trinkwasser und zur Klärung des anfallendes Abwassers gebaut. Gründe genug für den BUND OV Maulbronn am 9. März die Chance zur Besichtigung dieser hochmodernen Anlagen zu nutzen.

Vormittags führten uns die zuständigen Mitarbeiter durch das Gelände des Wasserwerkes Friedrichsberg an der Kanzlerstraße. Das älteste Gebäude stammt aus dem Jahr 1899, wird immer noch genutzt und präsentiert sich in allerbesten Zustand. Hierin befinden sich die klassischen Anlagen der Wasseraufbereitung Pumpen, Filter, Ozon- und Chlorbehandlung sowie das Trinkwasserbecken zur Lagerung von fünf Millionen Liter Wasser für täglich 11 Millionen Liter Trinkwasser. Pforzheim nutzt die eigenen Brunnen aus dem Sandsteinuntergund im Enztal, eigene Brunnen im Grösseltal und Bodenseewasser. Seit 2019 gibt es darüber hinaus eine neue Ultrafiltrationsanlage. Die Filterporen der eingesetzten Membranen sind 5000mal feiner als menschliches Haar und  filtern Trübstoffe, Keime und Bakterien aus dem Wasser (physikalische Desinfizierung). Darüber werden Nitrate und Härtebildner (Kalkverbindungen) durch den Einsatz von semipermeablen Membranen herausgefiltert. Die Stadtwerke sind damit in der Lage einen sehr großen Anteil des Trinkwassers in einer hervorragenden Qualität aus eigenen Brunnen zu gewährleisten.

Am Nachmittag konnte die Gruppe am gegenüberliegenden Ufer der Enz dann an einer äußerst spannenden Führung über das Klärwerksgelände der Stadt Pforzheim teilnehmen. Bereits seit 1912 besteht die Kläranlage an dieser Stelle der Stadt. Sie hat sich seitdem stark weiter entwickelt. Jeder Einwohner Pforzheim produziert täglich im Durchschnitt 130 l Abwasser. Dazu kommen je nach Witterung große Mengen Regenwasser, die Abwassermenge kann dann schlagartig auf das 500-fache ansteigen. Trotz vieler großer Rückhaltebecken und Schmutzurückhaltung kommt daher wie in allen Kommunen immer wieder zu direkten Einleitungen des Abwassers in die Enz. Dies ist vor allem auf die vielen neuen Straßen und Baugebiete zurückzuführen. In den letzten Jahrzehnten musste daher sehr viel baulich investiert werden, um die Rückhaltungen effektiver zu gestalten und damit weniger Abwasser in die Enz zugeführet werden muss. Auf der Kläranlage konnten wir dann alle Reinigungsstufen Mechanische, Biologische und Chemische Reinigung und vor allem dann die neue Vierte Reinigungstufe besichtigen, diese ist 2021 in Betrieb gegangen. Während vorher grobe Feststoffe, Nitrat, Nitrit und Phosphatverbindungen reduziert werden konnten, ist es nun auch möglich, spezielle chemische Verbindungen mit Hilfe von Aktivkohle aus dem Abwasser zu entfernen. Besonders sind vor allem für die Fische und Insekten im Gewässer gefährliche chemische Verbindungen aus modernen Textilien, aus Korrosionsschutzmitteln für Spülmaschinen und aus Medikamenten zu nennen.

Die Besichtigung der modernen Anlagen hat uns alle stark beeindruckt. Großes Wissen, aufwändige Planung und fachkundige Ausführung sind für den reibungslosen Ablauf der Reinigungsstufen im Klärwerk und im Wasserwerk unabdingbare Voraussetzung.

Um sämtliche Anlagen in Stand zu halten, müssen sie regelmäßig gewartet werden, Mitarbeitende müssen an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr in Bereitschaft stehen, um Störungen zu beheben. Unserer besonderer Dank gilt daher nicht nur den Experten, die uns die Anlagen anschaulich näher gebracht haben, sondern allen Mitarbeitenden, die täglich Tag und Nacht zur Reinhaltung unseres Wassers und der Bereitstellung von sauberem Trinkwasser arbeiten!

 

In den Diskussionen mit den Experten wurde aber auch deutlich, dass es mindestens genauso wichtig ist, im Vorhinein dafür zu sorgen, dass Böden, Grund- und Oberflächenwasser geschützt werden. Jeder von uns kann individuell dazu beitragen. Es geht aber auch um einen nachhaltigen Umgang mit Boden und Wasser. Hier ist die Politik gefordert. Jede neue Straße und jedes neue Baugebiet hat direkte Auswirkungen auf Grundwasserkörper, Oberflächengewässer und Trinkwasser. Dies gilt nicht nur für Pforzheim sondern auch für ländliche Kommunen wie Maulbronn.